Meisterfeier? Das ist ein einziger Rausch 11FREUNDE

October 2024 · 5 minute read

Patrick Owo­moyela, Ihr Ex-Klub hat nach einem ent­täu­schenden Sai­son­fi­nale einen durch­wach­senen Start hin­ge­legt. Woran liegt’s?
Das ist immer schwierig an ein­zelnen Fak­toren fest­zu­ma­chen. Es kam eben einiges zusammen: eine Ver­än­de­rung im Kader, das muss sich finden. Aber auch eine unge­wöhn­liche Vor­be­rei­tung, auf­grund der vielen Reisen inner­halb der USA …

… USA? Herr Owo­moyela, wir wollten mit Ihnen über Arminia Bie­le­feld spre­chen!
(Lacht.) Ich bin nicht ganz im Thema, aber kann Ihnen sagen, dass die Arminia noch Immer einen Platz in meinem Herzen hat. Es war schon eine Ach­ter­bahn­fahrt zuletzt und der zweite Abstieg in Folge hat mich sehr geär­gert. Aber wenn Sie von mir eine detail­lierte Ana­lyse erwarten, müssten wir über den BVB spre­chen.

Ein­ver­standen. Von einem idealen Sai­son­start kann auch beim BVB keine Rede sein, oder?
Natür­lich nicht, trotzdem sehe ich die Situa­tion ein wenig dif­fe­ren­zierter. Aktuell befinden wir uns zwei Punkte hinter dem Tabel­len­führer, eine große Krise ist das nicht. Trotzdem ist es richtig, dass wir Spiele auf dem Pro­gramm hatten, bei denen wir uns mehr aus­ge­rechnet haben. Mich stimmt es positiv, dass die Mann­schaft ihr Poten­zial ange­deutet hat.

Wie schauen Sie eigent­lich auf die Spiele des BVB? Als TV-Experte, Fan oder Ex-Spieler?
Seit meinem ersten Tag beim BVB habe ich Dau­er­karten und die kaufe ich jedes Jahr gerne wieder. Ein­fach, weil ich gerne ins West­fa­len­sta­dion gehe. Das Gute ist: Ich kann mich sehr mit dem BVB freuen – und muss mich zum Glück nicht mehr ganz so arg ärgern wie zu meiner aktiven Zeit. Und trotzdem steckt so ein Nach­mittag wie am 34. Spieltag noch lange in den Kno­chen.

Wie haben Sie das Spiel gegen Mainz erlebt?
Ich war im Sta­dion, weil ich für die Aus­lands­ab­tei­lung der DFL kom­men­tieren sollte. Ich weiß noch, es war super Wetter, eine Euphorie war in der Stadt zu spüren, alle waren sich sicher, dass es klappt. Und ja …

Wann hatten Sie zum ersten Mal den Ein­druck, dass es schief­gehen könnte?
Ich stand mit dem Mikro nahe der Dort­munder Bank und habe mich gefragt, warum dort so viele Fliegen her­um­schwirren. Schnell stellte sich heraus: Das ist eine Wespen-Inva­sion! Die Feu­er­wehr musste raus­rü­cken und die Insekten, die sich bei einem Sender auf die Lampen gesetzt hatten, aus dem Sta­dion bringen. Bis es so weit war, waren schon einige Per­sonen gesto­chen worden. Ver­stehen Sie mich nicht falsch: Das war gar nicht so schlimm – aber in dem Augen­blick habe ich an ein böses Omen gedacht. Kurz darauf fiel auch schon das erste Gegentor.

Wie war die Stim­mung im Sta­dion?
Ich kenne die Atmo­sphäre ja sehr gut und es war völlig anders. Die Men­schen waren weit vor Anpfiff im Sta­dion. Alle wollten früher da sein, das Wetter oder ein erstes Bier genießen, die Stim­mung kre­ieren. Als die Mann­schaft zum Auf­wärmen kam, war es so ener­gie­ge­laden, dass ich noch jetzt eine Gän­se­haut bekomme.

Im Vor­feld des Spiels ent­stand der Ein­druck, alle würden alle nur darauf warten, dass sich der BVB die Schale abholt.
Absolut. End­lich ein anderer Meister als die Bayern! So emo­tional es vor Anpfiff war, so leise wurde es mit dem ersten Gegentor. Das hat alles erstickt, so eine Stille habe ich noch nie erlebt. Es war sehr emo­tional für mich. Auch weil in den letzten Minuten der Saison die Meis­ter­schaft noch einmal greifbar war, als Köln zum Aus­gleich gegen die Bayern traf. Es war bitter. Nach Abpfiff wusste ich lange nicht, wohin mit mir. Später am Abend waren wir zum Essen ver­ab­redet, auch Sebas­tian Kehl als Geschäfts­führer kam. Ich muss Ihnen das ver­mut­lich gar nicht sagen: Es war ein trost­loser Abend.

Zusammen mit Sebas­tian Kehl sind Sie zwei Mal Deut­scher Meister mit dem BVB geworden. Welche Momente kommen Ihnen in den Kopf, wenn Sie daran denken?
Oh, das ist ein Pot­pourri an Bil­dern. Die Platz­stürme werde ich nie ver­gessen, als der ganze Rasen voll war. Aber auch die Fei­er­lich­keiten am Borsig­platz: Neven Subotic auf dem Auto, gekno­tete Schals an den Later­nen­masten, Hun­dert­tau­sende auf den Straßen.

Die beste Feier Ihrer Kar­riere?
Ich hatte das große Glück, nur wenige Tief­punkte in meiner Lauf­bahn hin­nehmen zu müssen. High­lights hin­gegen fallen mir einige ein: Die Cham­pions-League-Qua­li­fi­ka­tion 2006 mit Werder Bremen mit einem 2:1‑Derbysieg gegen den HSV am letzten Spieltag, zum Bei­spiel. Der Auf­stieg mit Arminia Bie­le­feld in die Bun­des­liga war beson­ders wild, mit einem Unent­schieden in Osna­brück hatten wir es ding­fest gemacht. Die 60 Kilo­meter zurück im Mann­schaftsbus wurden der­maßen aus­ge­nutzt, dass nicht ganz klar war, ob man uns noch auf den Rat­haus­markt schi­cken sollte. Ernst­haft: Ein Auf­stieg, eine Meis­ter­feier, das ist ja nur noch ein ein­ziger Rausch. Haupt­sache, deine Familie, Freunde und gute Leute sind dabei. Und aus­rei­chend Sprit im Tank.

Auch die Szenen nach dem Schluss­pfiff am letzten Spieltag der ver­gan­genen Saison gegen Mainz bleiben wohl für immer in Erin­ne­rung – trotz der ver­passten Party. BVB-Coach Edin Terzic betont häufig, dass in diesem Moment ein neues, emo­tio­nales Band zwi­schen Mann­schaft und Fans ent­standen sei.

Ich finde es richtig, dass der Trainer das nutzen möchte, was am 34. Spieltag nach Abpfiff pas­siert ist. Es war etwas Beson­deres, welche Unter­stüt­zung in diesen Momenten von den Rängen kam. Als Fuß­baller ist es wichtig, zu wissen, für wen man spielt. Und für diese Fans, die so reagiert haben, nun etwas Großes zu kre­ieren, das treibt an. Dass das nicht sofort funk­tio­niert, ist irgendwie logisch: Der Druck ist immens. Aber ich glaube, dass jedes Ergebnis, jeder Sieg, hilft, diese Last von der Mann­schaft zu nehmen.

Der ver­patzten Chancen nach­zu­trauern und das Finale gegen Mainz tau­send­fach an der Play­sta­tion nach­zu­spielen, macht also wenig Sinn?

Nein, so muss das nie­mand ver­ar­beiten. Die meisten Spieler haben das mit in den Urlaub genommen, aber das ist jetzt vorbei. Jetzt geht es darum, dass die Dinge wieder auto­ma­tisch funk­tio­nieren. Genug Qua­lität dafür hat der Kader.

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Dieses Inter­view ent­stand im Rahmen des Launch Events von EA SPORTS FC 24.

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