Selbst die schwedischen WM- Touristen sind schon abgereist. War es doch vorher so: Wo man auch hinkam in diesen Tagen, wer auch immer spielte, irgendwann begegnete man immer diesen vier Schweden (nicht drei oder fünf, sondern immer vier), die total betrunken und bereits orientierungslos an den staunenden Passanten vorüberliefen. Derlei exotische Folklore mag ja schön und richtig sein, in Frankfurt war sie verzichtbar.
Das Gute an den Viertelfinals dieser WM ist, dass man sich endlich wieder auf den Fußball konzentrieren kann. Und was gibt es Schöneres dabei, als eine Konstellation, die schon einmal ein WM- Finale war? Zum „Total Recall“ von 1998 machten bemerkenswert viele brasilianische Brasilianer ihre Aufwartung. Wir sichteten inmitten der 20000 Ronaldos und Ronaldinhos zwar auch ein rätselhaftes gelbes Trikot mit der rückwärtigen Beflockung „Horst“; die größte Gruppe der Fremdanfeuerer stellten allerdings nicht deutsche, sondern japanische Brasilianer. Auf dem Platz bestimmte ein unglaublich inspirierter und überhaupt nicht altersschwacher Zinedine Zidane von Anfang an den Rhythmus, und die weit überschätzte Seleçao schied letztendlich unspektakulärer aus, als das jeder vor dem Turnier erwartet hätte. „Zizou“ gab der WM an diesem Sommerabend den Glauben an den schönen Fußball zurück. Hatte der Kollege Peter Unfried von der „tageszeitung„nach dem Achtelfinale noch befunden, Fußball sei eben doch kein Nike-Spot, tanzte der Alt- Weltmeister plötzlich wie auf der Spielkonsole und mit der viel zitierten Leidenschaft im Fuß. Einer hatte besonders früh erkannt, dass die beiden Ronnies heute im Sturm auf verlorenem Posten stehen würden, und sich bereits in der Halbzeit erfolgreicher positioniert: Robinho schwatzte auf dem Weg zur Kabine ZZ Top dessen weißes Nationaltrikot ab und war damit wohl der einzige brasilianische Franzose im Stadion. Nach dem Spiel stand die französische Entourage freudetrunken Spalier für ihre spektakulären Anti-Fohlen. Gleichzeitig begann der Kehraus in Frankfurt. Was eben noch als Pressepult diente, wurde zwanzig Minuten später schon meistbietend im Internet angeboten. Sicherlich war auch das eine oder andere Trikot von Hirohito oder Horst dabei.
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