Der heimliche Held von Guinea-Bissau 11FREUNDE

November 2024 · 3 minute read

Zu behaupten, Jack Coles sei ein Fuß­ball-Nerd, wäre wohl eine glatte Unter­trei­bung. Der 41-jäh­rige Eng­länder ver­dingt sich tags­über als Spiel- und Spie­ler­daten-Ana­lyst für den Zweit­li­gisten Coventry City. Abends, in seiner spär­li­chen Frei­zeit, arbeitet Coles am hei­mi­schen PC als Spieler-Rekru­teur für die Natio­nal­mann­schaft des west­afri­ka­ni­schen Guinea-Bissau.

Seit Coles seine (Maus-)Finger im Spiel hat, weist das Zwei-Mil­lionen-Ein­wohner-Land eine steile fuß­bal­le­ri­sche Erfolgs­kurve auf: War Guinea-Bissau zuvor 30-mal in Folge an der Qua­li­fi­ka­tion zum Afrika-Cup geschei­tert, konnte sich die bit­ter­arme Nation zuletzt viermal in Serie ein Tur­nier­ti­cket erkämpfen. Zwar schied man bei den bis­he­rigen drei Teil­nahmen jedes Mal als Grup­pen­letzter nach der Vor­runde aus. Aber das soll beim nächsten Afrika-Cup (13. Januar bis 11. Februar 2024) ganz anders laufen – auch und nicht zuletzt dank Jack Coles.

Immer mehr Profis wollen für Guinea-Bissau spielen

Der Fuß­ball­daten-Experte sucht welt­weit nach Kickern mit fami­liären Wur­zeln in Guinea-Bissau. Anfangs ern­tete Coles viel Miss­trauen von poten­zi­ellen Kan­di­daten, doch nach den ersten Rekru­tie­rungen trat das ein, was der Brite einen Schnee­ball­ef­fekt“ nennt: Immer mehr Profis wollen nun für Guinea-Bissau spielen. So rekru­tierte Coles zuletzt den ehe­ma­ligen por­tu­gie­si­schen U21-Natio­nal­spieler Carlos Mané (29, Kay­se­ri­spor). Der in Lis­sabon gebo­rene Ex-Unioner debü­tierte erst im Sep­tember im Trikot der West­afri­kaner – beim 2:1‑Sieg über Sierra Leone in der Afrika-Cup-Qua­li­fi­ka­tion.

Guinea-Bissau war lange Zeit por­tu­gie­si­sche Kolonie und wurde erst 1974 voll­ständig unab­hängig. Bis heute ist das Land kul­tu­rell und wirt­schaft­lich eng mit Por­tugal ver­bunden. In den letzten fünf Jahr­zehnten emi­grierten viele seiner Bewohner auf die ibe­ri­sche Halb­insel, die meisten zog es in den Groß­raum Lis­sabon. Dort wuchs auch Ronaldo Camará (20) auf. Der Profi von CD Fei­rense durch­lief ebenso wie Carlos Mané zahl­reiche por­tu­gie­si­sche Junioren-Natio­nal­teams, ent­schied sich dann aber für Guinea-Bissau.

Wäh­rend ich Foot­ball Manager spielte, wurde ich auf die Mög­lich­keit auf­merksam, dass Spieler unter gewissen Vor­aus­set­zungen von einem Land zum anderen Land wech­seln können“

Jack Coles

Um Spieler wie Mané und Camará aus­findig zu machen, benö­tigt Jack Coles eigent­lich nichts weiter als ein paar ein­schlä­gige Web­sites und Daten­banken. So lässt sich relativ schnell und zuver­lässig recher­chieren, wer theo­re­tisch für Guinea-Bissau auf­laufen könnte. Hat der Eng­länder einen poten­zi­ellen Kan­di­daten ent­deckt, checkt er dessen Leis­tungs­daten. Sind diese halb­wegs viel­ver­spre­chend, kon­tak­tiert er den Spieler oder dessen Agenten – in der Regel via Lin­kedIn.

Die Idee, Natio­nal­spieler für ein wild­fremdes Land zu rekru­tieren, kam Coles beim Zocken am PC: Wäh­rend ich Foot­ball Manager spielte, wurde ich auf die Mög­lich­keit auf­merksam, dass Spieler unter gewissen Vor­aus­set­zungen von einem Land zum anderen Land wech­seln können“, verrät der er dem bri­ti­schen Guar­dian: Zuerst sah ich mir die Ver­bin­dungen zwi­schen Curacao und den Nie­der­landen an und stellte schnell fest, dass es hier beson­ders viele Spieler mit dop­pelter Staats­bür­ger­schaft gab.“

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